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Smartphone–Tipps für Sehbehinderte

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Spezielle Handys für Sehbehinderte

Eine gute, integrierte Bedienungsanleitung, verbunden mit entsprechenden Apps bilden die Grundlagen dafür, dass auch Menschen mit Sehbehinderung ein Smartphone erfolgreich nutzen können. Hier steht nicht die Optik des Handys im Vordergrund, vielmehr seine spezielle technische Ausstattung.

So ist es mit dem passenden Smartphone nebst Apps möglich, im Internet zu surfen, Nachrichten zu lesen oder Mails zu verfassen. Diese Hilfen sind für Blinde und Sehbehinderte Menschen eine wertvolle Ergänzung. Sie erleichtern den Umgang mit Funktionen und Einstellungen des Handys und bilden die Grundlage für eine gute Umsetzung alltäglicher Aufgaben und Abläufe. Das Smartphone kann die vergrößernde Sehhilfe zwar nicht ersetzen, ist aber durch eine gut funktionierende Spracheingabe und Sprachausgabe absolut hilfreich für Menschen mit starker Sehbehinderung. Wichtig ist, dass ein Smartphone genutzt wird, das sich flexibel konfigurieren lässt und einstellbare Zoom- und Kontrastfunktionen möglich macht.

Besondere Einstellungen – Schriftgröße – Kontrast – Zoom

Für Menschen, die in ihrer Sehleistung eingeschränkt sind, ist es wichtig, dass das Smartphone ihren individuellen Bedürfnissen angepasst werden kann. Um die wesentlichen Funktionen schnell zu finden, lässt sich der Startbildschirm in den meisten Betriebssystemen entsprechend konfigurieren. Während iOS mit kleinen, nicht skalierbaren App-Symbolen relativ eingeschränkt ist, hat Android größenverstellbare Widgets. Die farbigen Kacheln vom Windows Phone lassen sich in Format und Position individuell einstellen. Im System eine größere Schrift einzustellen, hat meist keinen Einfluss auf die Icon-Beschriftungen der Startbildschirme. Eine Änderung wirkt sich nur auf die Systemeinstellungen und die einzelnen Apps aus, die den Wert übernehmen.

Die Zoomvergrößerung haben alle mobilen Betriebssysteme. Wird sie aktiviert, lässt sich der Zoom über eine bestimmte Tippgeste verwenden. Wie stark und welcher Ausschnitt gezoomt wird, ist stets stufenlos einstellbar. Wie intuitiv und komfortabel sich die Zoomfunktion aufrufen und nutzen lässt, hängt von den verschiedenen Touch-Gesten der Betriebssysteme ab. Die spezifische Geste (Doppeltippen mit drei Fingern) zum Aufrufen des Zooms bei iOS führt weniger zu Verwirrung als beim Windows Phone, bei dem häufig durch das Doppeltippen mit zwei Fingern versehentlich Elemente aufgerufen werden.

Das Lesen auf dem Smartphone erleichtert außerdem der Kontrastmodus, der die Unterschiede zwischen Text und Hintergrund hervorhebt. Während sich diese Funktion auf Android-Geräten nicht finden lässt, hält iOS umfangreiche Einstellungen wie eine Farbumkehr bereit. Neben dem integrierten Kontrastmodus bietet das Windows Phone den Vorteil, ohnehin viel mit weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund zu arbeiten.

Wichtig: Eine gute Spracheingabe und -ausgabe

Blinden und stark sehbehinderten Menschen reichen die genannten Hilfsmittel oft nicht aus. Sie sind besonders darauf angewiesen, dass ihr Smartphone über eine gute Spracheingabe und -ausgabe verfügt. Mit dieser Funktion können sich diese Nutzer Displayinhalte vorlesen lassen, ihr Telefon durch gesprochene Kommandos steuern. Der bei iOS vorhandene Screenreader VoiceOver funktioniert genauso zuverlässig wie die Sprachsteuerung von Apple. Android liefert mit TalkBack einen Screenreader, bei Windows-Geräten kann die Sprachausgabe ebenfalls in den Einstellungen aktiviert werden.

Apps – Hilfe für den Alltag

Neben den praktischen Features, die in einigen Smartphones integriert sind, erleichtern den Betroffenen verschiedene Apps den Alltag. Die iOS-App Prizmo scannt Dokumente und liest diese anschließend vor. Für Sehbehinderte ist diese besonders hilfreich, um beispielsweise im Restaurant die Speisekarte zu lesen. Erhältlich ist die App für neun Euro. Mit Blind Square wird dem Nutzer angegeben, welche Straßen, Kreuzungen und Läden sich in unmittelbarer Umgebung befinden und wie er auf einfache Weise dort hingelangt. Die Kosten belaufen sich auf 29,99 Euro. Nicht nur für Sehbehinderte und Blinde, sondern auch für Menschen mit Farbblindheit oder Rot-Grün-Schwäche ist diese App nützlich: Mit ColorSay wird die Umgebung gescannt und die Farben in gesprochenen Wörtern oder Klängen ausgedrückt. Damit fällt die Wahl der richtigen Kleidung am Morgen leichter. Die App gibt es für 2,99 Euro.

Auf diese Weise werden die Smartphones bereits seit längerer Zeit nicht mehr nur zum Telefonieren eingesetzt. Die großen Hersteller haben mittlerweile in den Geräten standardmäßig Funktionen integriert, die den Umgang mit den (fast) Tastenlosen Geräten für Menschen mit Sehbehinderung erleichtern. Auch der App-Markt wird immer mehr für die Bedürfnisse von Menschen mit Sehbehinderung aufmerksam und schafft Lösungen. So kann der Funktionsumfang des eigenen Smartphones an die täglichen Problemstellungen und individuellen Bedürfnisse der Nutzer:innen angepasst werden. Besonders die Sprachausgabe von Texten und Farben ist hier eine große Unterstützung. Allerdings: Die optische Qualität von vergrößernden Sehhilfen bleibt jedoch auf dem Smartphone bisher unerreicht.

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